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Die Physiker | Rheinisches Landestheater
Foto: Rheinisches Landestheater
Die Physiker | Rheinisches Landestheater
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... Die Physiker am RLT

Dürrenmatt haftet oft etwas Altbackenes an. Irgendwie bleibt ein Nachgeschmack von Deutschunterricht im Mund zurück, wenn einem Titel wie "Der Besuch der alten Dame" oder "Die Physiker" über die Lippen gekommen sind. Dabei sind diese Stücke sehr heutig und aktuell, wie die Inszenierung der Physiker am Rheinischen Landestheater zeigt.
Schon das Bühnenbild ist reduziert, es wirkt alles etwas steril, ein bisschen wie in einem Raumschiff. Als weitere Requisiten dienen die meiste Zeit über lediglich drei Gymnastikbälle. Solche zurückgenommenen Bühnenbilder sind ganz nach meinem Geschmack. Wenn dem Schauspieler im wahrsten Sinne des Wortes nichts zum Festhalten an die Hand gegeben wird, muss er alles aus sich herausnehmen. Das finde ich spannender als Requisitenschlachten. Und gerade hier in Neuss funktioniert das ganz wunderbar. Die drei Insassen des Sanatoriums eiern scheinbar planlos über die Bühne, suchen nicht vorhandene Personen oder Sachen. Sie scheinen wirklich wahnsinnig zu sein. Doch auch die scheinbar "normalen" wirken etwas skurril, so dass die Drehungen im Stück, wer normal und wer irre ist, überzeugen. Denn genau darum geht es: Wer ist normal und wer verrückt? Die drei Physiker entpuppen sich als rational denkende Wissenschaftler, die sich freiwillig den Stempel des Irren aufdrücken, um die Welt vor ihren Entdeckungen zu schützen, doch die lässt sich nicht schützen. Ein ewiges Dilemma: Einmal gedachtes lässt sich nicht mehr zurücknehmen. Und so endet dieses als Komödie titulierte Spiel nicht besonders witzig, aber doch sehr gut und intelligent nach spannenden anderthalb Stunden und lässt keinen faden Geschmack, vielleicht aber ein flaues Gefühl im Magen zurück. Sehr sehenswert, findet Ihre Janine Hartenstein.

Freitag, 20.10.2017

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