Grosses Haus

Kleiner Mann - was nun?

Kleiner Mann - was nun?
Foto: Thomas Rabsch
Kleiner Mann - was nun?
Foto: Thomas Rabsch

Schauspiel - Hans Fallada

„Ehe und Wehe von Johannes Pinneberg, Angestellter, verliert seine Stellung, bekommt eine Stellung, wird endgültig arbeitslos. Einer von sechs Millionen, ein Garnichts, und was der Garnichts fühlt, denkt und erlebt.“, so fasste Hans Fallada selbst den Inhalt seines 400 Seiten starken Romans im Jahr 1932 in einem Brief an seinen Verleger Ernst Rowohlt zusammen.
Regisseur Tilmann Köhler und Dramaturgin Felicitas Zürcher bringen die Geschichte des „Kleinen Mannes“ oder besser, der Kleinen Leute, in den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise 1929 in zweieinviertel Stunden mit nur drei brillanten Schauspielern auf die Bühne: Lea Ruckpaul spielt die schwangere Freundin Emma Mörschel, genannt Lämmchen, selbstbewusst und fantasievoll, die trotz aller Unbilden ihre Zuversicht und die Hoffnung auf eine besseres Zukunft nicht aufgibt. Dabei schlüpft sie immer wieder in ihr dialogisches Gegenüber, gibt Tochter und Mutter zugleich in gestenreichem Streitgespräch, kämpft gegen rücksichtslose Vermieterinnen, parodiert ihren verbohrten Vater und findet verlässlich zurück in ihre Rolle als entschlossene Partnerin des von Ängsten und Zweifeln geplagten Kleinen Mannes. Der wird ergreifend gegeben vom flexiblen André Kaczmarczyk, der auch seinerseits in herrlichen Soli glänzt. So bietet er als Textilverkäufer einen echten Slapstick, indem er einem imaginären Kunden sein Jackett als Mantel verkauft. Der Druck der ständig erhöhten Quoten bringt ihn längst um den Schlaf. Und für diesen Druck, für das ständige Anrennen gegen Armut und Elend, gegen die Sorgen und Demütigungen des Alltags, findet der Bühnenbildner Karoly Risz ein grandioses Bild: ein riesiges (Hamster) - Rad, in dem die beiden Protagonisten um ihr Leben rennen, hochklettern und wieder zurückgeworfen werden. Dabei geht es trotz aller Mühen ständig bergab: „Anfang zweiten Monat“, eröffnet Emma zu Beginn ihrem Freund Johannes Pinneberg und sie beschließen, zu heiraten, wenn auch das Geld, der „Normaletat“, hinten und vorne nicht reichen wird, zumal sie ja den kleinen „Murkel“ erwarten. Johannes hat eine Stelle als Buchhalter, trägt blauen Glencheck-Anzug und weißes Hemd und ist sich seiner gesellschaftlichen Stellung als Angestellter bewusst, wenn auch noch so schlecht bezahlt. Die Intrigen und Vorurteile, die schließlich zur Kündigung führen, lässt die Bühnenfassung aus. Da tritt der dritte Mitspieler auf, der etwas halbseidene, schlitzohrige Jachmann (Sebastian Tessenow), der Lover von Johannes‘ Mutter, einer Berliner Lebedame. Er vermittelt dem Arbeitslosen eine Stellung als Textilverkäufer, wo er bald entlassen wird. Johannes resigniert, fühlt sich von der Gesellschaft ausgeschlossen, ihm bleiben nur Murkel und Lämmchen. Sie umarmt ihn im Schlussbild und meint: „Es wäre nicht nötig gewesen, dass sie so auf ihm rumgetrampelt haben“.
Ein offenes Ende - im Roman, wie auf der Bühne. Was nun? Was bleibt, ist die Kleine Familie. Vorbild für die Romanfigur Lämmchen ist Anna, Falladas Ehefrau, die er 1929 heiratete, nachdem er mehrere Entziehungskuren gegen seine Alkohol- und Morphiumsucht hinter sich hatte.

Christa Fluck

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Die Termine

Do

16

Mai

Grosses Haus | 16.05.2024 | 19.30 Uhr - 21.45 Uhr


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